Wer das iPhone direkt bei Apple erworben hat, kann – da es ohne SIM-Lock kommt – theoretisch Karten aller Netzbetreiber (E-Plus, O2, Telekom und Vodafone) verwenden. Hinzu kommen im Prinzip weitere SIM-Karten von 1&1, BASE, blau, Fonic oder Simyo, die auf den Netzen der deutschen Betreiber basieren. Doch LTE für das iPhone 5 gibt es nicht bei jedem Provider. Grund sind die verschiedenen LTE-Frequenzen der Netzbetreiber respektive die Tatsache, dass das iPhone 5 nur eine LTE-Frequenz unterstützt.
Auswahl-Kriterium: LTE-Flächendeckung
Wer im Internet ganz schnell agieren will, vom Surfen über Streaming bis zum Online-Gaming, beschränkt seine Provider-Wahl auf ein LTE-fähiges Mobilfunk-Netz. Damit fällt E-Plus, samt BASE und blau.de, schon aus der Wahl heraus, denn E-Plus betreibt in Deutschland noch kein nennenswertes LTE-Netz.
Also bleibt dem LTE-gewillten iPhone-Nutzer nur noch die Wahl zwischen den LTE-Netzen von o2, Telekom und Vodafone. Vodafone deckt laut eigener Auskunft schon halb Deutschland mit LTE ab, die Telekom hat mächtig aufgeholt und will bis Ende 2012 über 100 Städte mit LTE versorgen.
Wichtig ist am Ende aber, dass LTE genau dort funkt, wo der iPhone-User es in der Regel braucht. Also könnte er sich an den Versorgungskarten orientieren und denjenigen LTE-Provider nehmen, der in seinem eigenen Lebensradius die beste LTE-Coverage bietet. Im Zweifel fragt man seinen Händler.
LTE mit dem iPhone 5 nur bei der Telekom möglich
Nun ist LTE aber nicht gleich LTE. Daher gibt es vom iPhone 5 zurzeit drei verschiedene Modellnummern: Das GSM-Modell A1428 ist für USA und Kanada gedacht, das CDMA Modell A1429 für USA und Japan. Das GSM Modell A1429 schließlich ist für Deutschland, Großbritannien, Australien, Japan, Korea, Hongkong und Singapur konzipiert. Dieses Modell unterstützt das LTE-Band 1 bei 2100 MHz, Band 2 bei 1800 MHz und Band 5 bei 850 MHz. In Deutschland funkt LTE zurzeit in den Frequenz-Bändern bei 800, 1800 und 2600 MHz. Das iPhone versteht davon aber nur LTE-1800, und so ein LTE-Netz hat in Deutschland nur die Telekom.
Will der deutsche iPhone-5-User also tatsächlich „ultraschnell“ im Netz agieren, dann braucht er einen LTE-Vertrag der Deutschen Telekom.
LTE 800: o2, Telekom, Vodafone: Bis 50 MBit/s
LTE-800 bieten alle drei LTE-Betreiber o2, Telekom und Vodafone an. Im 800-MHz-Spektrum dürfen sie aber nur 10 MHz breite Kanäle nutzen, weil sie just diese Maximal-Bandbreiten im Frühling 2010 von der Bundesnetzbehörde ersteigert haben. Damit kommen im optimalsten Falle nur maximal 50 MBit/s auf ein hinreichend gutes LTE-Endgerät herunter. Trotzdem ist das 800-MHz-Band äußerst wertvoll, denn die langen Wellen aus dem analog-terrestrischen Fernseh-Erbe, auch „Digitale Dividende“ genannt, strahlen bis zu 10 km weit über das flache Land und dringen auch besonders tief in Gebäude ein.
Das heißt, die Provider können mit relativ wenigen Basisstationen relativ schnell große Flächen mit LTE-800 versorgen. Deshalb wurden sie auch zuerst für den raschen LTE-Rollout in unterversorgten Dörfern einsetzt, bevor sie nun auch in den großen Städten verstärkt zum Einsatz kommen dürfen. Blöd nur, dass das neue iPhone 5 just diese besonders wichtige LTE-Frequenz bei 800 MHz gar nicht versteht. Wer also überwiegend auf dem flachen Lande lebt und surft, kann sich die höheren Kosten für einen LTE-Vertrag sparen. 1800 MHz LTE findet man zurzeit nicht in ländlichen Gebieten.
LTE 1800: Nur Telekom: Bis 100 MBit/s
LTE 1800 bietet hierzulande derzeit nur die Deutsche Telekom. Bis Ende 2012 will sie ihr 1800-MHz-Netz in über 100 deutschen Städten ausgerollt haben. Die Telekom darf 20 MHz-breite Kanäle bei 1800 MHz nutzen. Damit sind Downloads von maximal 100 MBit/s machbar, also das Doppelte im Vergleich zu LTE-800.
In München-Riem hat die Telekom ein solches Pilot-Netz schon im Dezember 2011 pünktlich zum Besuch von Kanzlerin Angela Merkel beim Nationalen IT-Gipfel mit 15 MHz Kanalbreite gestartet. Im Frühling 2012 wurde es auf 20 MHz hochgefahren. In Köln ist das LTE-1800-Pilot-Netz laut Telekom-Presse-Info schon im Sommer 2011 gestartet.
Das iPhone 5 unterstützt just solche LTE-Frequenzen bei 1800 MHz. Diesen Glücksfall kann die Telekom nun weidlich nutzen und schreibt in fetten Lettern an ihren Shop in München: „NUR BEI UNS: DAS iPhone 5 MIT LTE“.
Jetzt wird der frühe Mut der Telekom, schon anno 2011 auf das inzwischen weltweit boomende 1800-MHz-LTE zu setzen, auch noch von Apple belohnt.
LTE 1800: Exotik oder Mainstream?
Die Berliner Stiftung Warentest sieht LTE-1800 in ihrem iPhone-Testbericht vom 28.09.2012 allerdings als „gravierenden Haken: Von den drei in Deutschland genutzten LTE-Frequenzbändern unterstützt es nur das Exotischste: 1800 Megahertz“, schreiben die Tester aus der Hauptstadt. Passende LTE-Netze biete derzeit nur die Telekom – und das nur in einigen Großstädten. Damit bleibe der LTE-Spaß mit dem iPhone 5 zunächst einem „begrenzten Kreis urbaner Telekomkunden vorbehalten“.
Der kleine Kreis wächst allerdings recht schnell: Bis Ende 2012 sollen über 100 Städte mit Telekom-LTE-1800 versorgt sein. Bei einer Fahrt durch Deutschland hatten wir den Eindruck, dass die Telekom auf dem besten Wege ist, dieses Ziel tatsächlich zu erreichen. LTE-1800 ist für den Netz-Rollout in den größeren Städten, wo ja die meisten trendbewussten Apple-Jünger leben dürften, vorerst perfekt geeignet. Da hat die Telekom wohl doch aufs richtige LTE-Pferd gesetzt.
LTE 2600: Gut für Hotspots
LTE-2600 dagegen ist, wegen der kurzen Reichweite, noch viel zu teuer für den ganz großen Rollout. Deshalb findet man die Technik auch nur sporadisch in ganz wenigen deutschen Städten.
Bei 2600 MHz dürfen die LTE-Netzbetreiber o2, Telekom und Vodafone zwar 20 MHz breite Kanäle nutzen, weil sie just diese Maximal-Bandbreiten im Frühling 2010 von der Bundesnetzbehörde ersteigert haben. Damit kommen im optimalsten Falle tatsächlich 100 MBit/s Download auf ein hinreichend gutes LTE-Endgerät herunter.
Allerdings strahlen die kurzen Wellen keine 10 km, sondern eher 1 km weit und dringen zudem nicht besonders tief in massive Gebäude ein. Das heißt, die Provider brauchen sehr viele LTE-2600-Basisstationen um große Flächen zu versorgen. Das wird zu teuer.
Deshalb eigenen sich die Frequenzen bei 2600 MHz eher für kleine Funk-Zellen an Hotspots mit großer Nutzerdichte. Man findet solche Zellen bislang nur selten. LTE 2600 braucht man erst, wenn es in den größeren LTE-Zellen bei 800 und bei 1800 MHz eng wird, was derzeit aber kaum irgendwo der Fall ist.
Das aktuelle iPhone 5 versteht die Frequenzen bei 2600 MHz sowieso nicht, wird in dieser Hinsicht also nie mit deutschen LTE-2600-Hotspots kompatibel sein.
LTE-Topgeräte wie der 1000-Euro-teuere LTE-Business-Router LANCOM 1781-4G, der 2500-Euro-teuere Sony-LTE-Laptop S13A sowie alle LTE-Fritzboxen von AVM verstehen 2600 MHz, auch wenn man sie mangels LTE-2600-Zellen bislang kaum irgendwo nutzen kann.
Am Erstverkaufstag, dem 21.09.2012, gab es das iPhone 5 rund um den Münchener Marienplatz in den dortigen Handyshops von o2, Telekom und Vodafone sowie im Apple Store verfügbar. Ein paar Tage später sah es anders aus: Im Telekom-Shop war das Gerät ausverkauft, aber o2 und Vodafone hatten noch Geräte. Zudem war das iPhone 5 im Münchner Apple Store noch lieferbar, aber nur zusammen mit Mobilfunk-Verträgen von o2, Telekom oder Vodafone. Modelle ohne Vertragsbindung waren laut Auskunft eines Verkäufers im Store vergriffen. Herzlichen Glückwunsch: So verdient Apple gleich doppelt, einmal am Gerät selber, und dann auch noch an den Vertragsprovisionen.
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1 Kommentar zu iPhone 5 und LTE: Netzabdeckung, Provider & Bandbreitentest
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Die guten Messergebnisse, selbst auf dicht „bevölkerten“ Plätzen, sind jetzt nicht wirklich verwunderlich. Die Masse der Leute wird wohl noch kein LTE-Handy dabei haben. Eine Funkzelle ist halt ein shared Medium, aber nur für die jeweilige Technologie.